Die Klinikpartnerschaften sind die zentrale Schnittstelle zwischen dem deutschen und dem ukrainischen Gesundheitssystem. Das Förderprogramm unterstützt ein wachsendes Netzwerk von aktuell 30 deutschen und über 70 ukrainischen Krankenhäusern sowie medizinischen Nichtregierungsorganisationen. In diesem Netzwerk stabilisieren medizinische Fachkräfte aus beiden Ländern die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unter Kriegsbedingungen. Sie leisten nicht nur kurzfristige Unterstützung, sondern tragen dazu bei, das ukrainische Gesundheitssystem mittel- und langfristig zu verbessern, seine Resilienz zu stärken und den Weg für den EU-Beitritt der Ukraine zu ebnen.
Derzeit unterstützen die Klinikpartnerschaften thematisch offene Kooperationen in 19 Oblasten der Ukraine. Seit Beginn der russischen Vollinvasion profitierten dadurch etwa 750.000 ukrainische Patient*innen von besserer Krankenhausausstattung, telemedizinisch unterstützten Behandlungen, Rehabilitationsleistungen, verbesserten Operationstechniken, medikamentöser Behandlung, Onlineangeboten und integrierter psychologischer Betreuung. Mehr als 5.000 Ärzt*innen, Pflegekräfte, Psycholog*innen und Labormitarbeiter*innen wurden bereits geschult.
Neben der Akutversorgung benötigen ukrainische Soldat*innen und Zivilist*innen, die durch den russischen Angriffskrieg verletzt wurden, auch eine rehabilitative Versorgung. Um die hierfür notwendigen Kapazitäten aufzubauen, hospitieren ukrainische Ärzt*innen sowie Physio- und Ergotherapeut*innen zum Thema Behandlungsstandards in deutschen Kliniken. Schwerpunkte sind hierbei Amputationen und Handverletzungen.
Die kontinuierliche medizinische Aus- und Weiterbildung entsprechend den Bedürfnissen der ukrainischen Partnerinstitutionen wird durch die Anschaffung von rehabilitationsmedizinischen Geräten sinnvoll ergänzt. Kurz- und langfristig wird der Austausch von medizinischen Fachkräften im Bereich der Rehabilitationsmedizin durch das neu formierte, ukraineweite Netzwerk gestärkt.
Beteiligte Institutionen:
Im Rahmen der Klinikpartnerschaft nehmen ukrainische Ärzt*innen und OP-Pflegekräfte an Weiterbildungen und Hospitationen in den Bereichen Unfallchirurgie, Intensivmedizin und mentale Gesundheit an der Charité in Berlin teil. Die Beschaffung von benötigten Geräten für die Unbroken-Rehabilitationsklinik in Lviv stärkt die Patient*innenversorgung in der Ukraine zusätzlich. Auch wird die bereits bestehende Kooperation im Bereich der Telemedizin ausgeweitet.
Beteiligte Institutionen:
Millionen von Ukrainer*innen sind akut gefährdet, Angststörungen, Depressionen oder posttraumatische Belastungen zu entwickeln. Hinzu kommen Menschen, die bereits vor Kriegsbeginn psychisch erkrankt waren und momentan keine ausreichende therapeutische Unterstützung erhalten. Die COGITO-App bietet niedrigschwellige und kurzfristige Hilfe für Menschen mit psychischen Problemen. Im Rahmen der Klinikpartnerschaft wird die App übersetzt und auf den ukrainischen Kontext angepasst. Außerdem werden ukrainische Multiplikator*innen in metakognitivem Training für die Behandlung von Depressionen ausgebildet.
Beteiligte Institutionen:
Seit langer Zeit besteht eine Kooperation zwischen der LVR-Klinik Langenfeld und dem Kulparkov-Krankenhaus. Letzteres ist das einzige Klinikum im Bezirk Lviv, das auf psychische Erkrankungen spezialisiert ist. Jedoch ist es für die ländliche Bevölkerung nur schwer erreichbar. Die Klinikpartnerschaft arbeitet deshalb am Aufbau dezentraler Klinik-Zweigstellen, damit auch Bewohner*innen in ländlichen Gegenden um Lviv eine wohnortnahe psychiatrische Versorgung erhalten können. Das Projekt leistet zudem Aufklärungsarbeit für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.
Beteiligte Institutionen:
Infolge des russischen Angriffskrieges erleiden viele ukrainische Bürger*innen schwere körperliche Verletzungen. Um den physisch und damit auch psychisch belasteten Betroffenen eine Reintegration in einen aktiven Lebensstil zu ermöglichen, bedarf es einer adäquaten rehabilitativen Behandlung. Die Partnerschaft zwischen der Charité, den BG Kliniken und der First Medical Union of Lviv adressiert mit diesem Projekt die Notwendigkeit, die Kapazitäten in der Rehabilitation auszubauen. Die Kooperation steht in engem Austausch mit den Klinikpartnerschaften SOLOMIYA und AURORA und ergänzt deren Ziele.
Beteiligte Institutionen:
Im Rahmen dieser umfassenden Kooperation werden Multiplikator*innen aus der ukrainischen Zivilgesellschaft in Erster Hilfe ausgebildet und mit First Aid Kits versorgt. Die Teilnehmenden sorgen dafür, dass dieses Wissen in ihre Gemeinden und Heimatstädte getragen wird, damit die Bevölkerung dort qualifizierte Erste Hilfe leisten kann. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist die koordinierte und schnelle Verlegung schwer verletzter Patient*innen innerhalb der Ukraine.
Beteiligte Institutionen:
Bis zum Beginn des Krieges konnten kranke Kinderherzen nur in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw behandelt werden. Jetzt wurde mithilfe einer deutsch-ukrainischen Klinikpartnerschaft auch in Lviv eine Station für Kinderkardiologie aufgebaut und neue, verbesserte Praktiken gelehrt. Für die beiden am Projekt beteiligten Kliniken wurde die entsprechende Ausstattung angeschafft. Somit erhalten herzkranke Kinder in der langfristig als neues Herzzentrum des ukrainischen Westens angelegten Klinik die Versorgung, die sie brauchen.
Beteiligte Institutionen:
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier: Neue Station für Kinderherzchirurgie in Lwiw
Infektionskrankheiten sind momentan eine der größten Gesundheitsgefahren in der Ukraine. In der frontnahen Oblast Poltawa wurden die Diagnose und Behandlung von chronischen übertragbaren Infektionen bereits auf ein Minimum zurückgefahren, um Kapazitäten für Kriegstraumata freizumachen. Deshalb wird im Rahmen der Klinikpartnerschaft ein Konzept für eine verbesserte Diagnostik von Infektionskrankheiten entwickelt, das speziell auf den Bedarf in Poltawa abgestimmt ist. Weiterhin erhalten die beiden Standorte in Poltawa die notwendige Ausstattung und das medizinische Personal wird zu Diagnoseverfahren für Infektionskrankheiten geschult.
Beteiligte Institutionen:
Aufgrund des russischen Angriffskrieges steigt die Zahl der Kriegsverletzten, die in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Das führt zu Versorgungsengpässen für essenzielle Medikamente wie Antibiotika. Aus diesem Grund organisierte der Verein Apotheker ohne Grenzen im Oktober 2022 den Transport lebensrettender Medikamente an das Mechnikov-Krankenhaus in Dnipro.
Beteiligte Institutionen:
Durch den russischen Angriffskrieg wurden viele medizinische Institutionen zerstört und die Mobilität stark eingeschränkt. Gut ausgebildetes medizinisches Personal ist jetzt wichtiger denn je. Deshalb legen die Klinikpartnerschaften in diesem Projekt ihren Fokus auf die Umsetzung qualitativer medizinischer Aus- und Weiterbildung. Dazu wird ein digitaler Klinikpartnerschafts-Hub eingerichtet, der verschiedensprachiges Online-Lernmaterial zu relevanten medizinischen Themen enthält. Somit können sich ukrainische Studierende und Ärzt*innen zukünftig weiterhin fachgerecht fortbilden.
Beteiligte Institutionen:
Die Klinikpartnerschaft arbeitet daran, die psychosoziale Grundversorgungen der ukrainischen Bevölkerung zu verbessern. Dafür werden die Kompetenzen des medizinischen Personals vor Ort in traumainformierter psychosozialer Grundversorgung (PSGV) und Traumatherapie gestärkt sowie kurze Lehrvideos erstellt. Die Klinikpartnerschaft kann dabei auf die etablierten Strukturen der langjährigen Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Lviv bauen.
Beteiligte Institutionen:
In der Ukraine lassen viele Eltern die Hörfähigkeit ihrer Kinder erst im Alter zwischen zwei und vier Jahren überprüfen. Allerdings sind die Behandlungsmöglichkeiten zu diesem Zeitpunkt bereits stark eingeschränkt. Deshalb richtet das Klinikpartnerschaftsprojekt eine Beratungshotline für Eltern ein, um über Hörschädigungen aufzuklären und Lösungen vorzustellen. In vier Geburtskliniken im Raum Kyjiw arbeiten die Projektteilnehmenden außerdem an einem einheitlichen Programm für Neugeborenen-Hörscreenings. Hinzu kommen Schulungen des medizinischen Personals zur Arbeit mit den Screening-Geräten und zur frühen Intervention bei Hörschädigungen.
Beteiligte Institutionen:
Stoffwechselstörungen sind eine häufige Ursache von Erbkrankheiten bei Neugeborenen. Um diese rechtzeitig gut behandeln zu können, müssen die Neugeborenen einem Next-Generation-Sequencing-(NGS-)Screening unterzogen werden. Ein interdisziplinäres Expert*innen-Team aus der Humangenetik, Gynäkologie, Geburtshilfe und Pädiatrie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erarbeitet mit der Lviver Partnerklinik Weiterbildungen zum NGS-Screening und der Behandlung von Stoffwechselkrankheiten. Zusätzlich werden für die Durchführung des NGS-Screenings benötigte Geräte beschafft.
Beteiligte Institutionen:
Infolge des russischen Angriffskriegs leiden immer mehr Menschen in der Ukraine unter chronischen Schmerzen. Dadurch steigt der Bedarf an adäquater Diagnostik und Therapie stark an. Um ukrainische Ärzt*innen in Schmerztherapiezentren zu befähigen, chronische Schmerzstörungen sowie psychische Mehrfacherkrankungen angemessen adressieren zu können, nehmen diese im Rahmen dieses Klinikpartnerschaftsprojekts an Train-the-Trainer-Workshops teil. Damit Diagnosen und Behandlungen einheitlich sind, wird eine Praxis-Leitlinie erstellt und Daten zu den Krankheitsverläufen der Patient*innen erfasst.
Beteiligte Institutionen:
Der russische Angriffskrieg führt zu vielen ukrainischen Kriegsverletzten. Häufig ist es nötig, den Versehrten Gliedmaßen zu amputieren oder orthopädische Schädigungen zu behandeln. Als Folge dieser Eingriffe leiden viele Patient*innen unter psychischen oder psychosomatischen Beschwerden, für deren Behandlung in der Ukraine bislang jedoch kaum Rehabilitationskliniken existieren. Das Klinikpartnerschaftsprojekt unterstützt das Krankenhaus in Poltawa dabei, ein modernes Reha-Zentrum aufzubauen. Dazu stattet es die Klinik unter anderem mit neuen Reha-Trainingsgeräten aus und veranstaltet Schulungen für das Klinikpersonal zu evidenzbasierter Patient*innenversorgung.
Beteiligte Institutionen:
Rund 40 ukrainische Einrichtungen und fünf deutsche Gesundheitsinstitutionen arbeiten in dieser Partnerschaft gemeinsam daran, die Gesundheitsdienste in der Ukraine in den Bereichen psychische Gesundheit sowie Trauma- und Notfallmedizin zu stärken. Das Projekt wird von der Berliner Charité koordiniert. Bei Workshops und Trainings erweitern medizinische Fachkräfte ihre Kompetenzen, etwa in psychologischer Erster Hilfe, Burnout-Prävention und der Gesundheit von Frauen. Trauma-Schulungen, die zwei- bis dreimal jährlich stattfinden, sowie telemedizinische Angebote ergänzen den Wissensaustausch. Dabei stehen Themen wie Amputation, Verbrennungen, Quetschverletzungen und optimale Prothesenversorgung im Fokus. Nicht zuletzt bietet SOLOMIYA auch Apps und einen E-Learning-Hub mit Fortbildungsinhalten und versorgt ukrainische Kliniken mit Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern.
Beteiligte Institutionen:
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier: Solomiya – die Gesundheitsversorgung in der Ukraine stärken
Ineffizienz, unzureichende finanzielle Ressourcen und korrupte Strukturen belasten das ukrainische Gesundheitssystem. Zudem migrieren immer mehr unterbezahlte medizinische Fachkräfte durch die Öffnung des Arbeitsmarkts in die EU. Gleichzeitig braucht es wegen des russischen Angriffskriegs umso dringender Fachpersonal zur psychischen Versorgung traumatisierter Soldat*innen und Binnengeflüchteter. Um das Sheptyskyi-Spital in dieser dramatischen Lage zu unterstützen, führt das Klinikpartnerschaftsprojekt Schulungen des ukrainischen Pflegepersonals zur Traumabehandlung durch. Zusätzlich wird das Krankenhaus zu Qualitätsmanagement beraten.
Beteiligte Institutionen:
Instrumente zur Operation von Herzerkrankungen sind auf dem ukrainischen Markt momentan kaum zu erhalten. Das Oleksandrivska-Krankenhaus in Kyjiw braucht die OP-Instrumente jedoch dringend, um kardiale Notfälle zu behandeln. Auch die Stromversorgung kann häufig nicht aufrechterhalten werden. Deshalb beliefert das Klinikpartnerschaftsprojekt das Kyjiwer Krankenhaus mit medizinischer Ausstattung und Generatoren zur sicheren Stromversorgung. Geplant sind außerdem Schulungen des medizinischen, technischen und Pflegepersonals zur Behandlung von Herzerkrankungen sowie die Einrichtung eines ukrainisch-deutschen Expert*innen-Boards für Wissens- und Erfahrungsaustausch.
Beteiligte Institutionen:
Damit Krebserkrankungen künftig seltener erst im Spätstadium erkannt werden, implementieren der ChildFund Deutschland e.V., das Regionale Medizinische Zentrum für Onkologie (WOKL) und der Child Well-being Fund Ukraine (CWBF) ein entsprechendes Vorsorgeprojekt. Mittels Schulungen und praktischer Unterstützung soll die Weiterbildung medizinischer Fachkräfte in der Region vorangetrieben und schlussendlich eine flächendeckende Vorsorgestruktur aufgebaut werden. Darüber hinaus werden im Rahmen der Partnerschaft mobile Vorsorgeuntersuchungen zu Haut- und Gebärmutterhalskrebs durchgeführt sowie Aufklärungsarbeit geleistet.
Beteiligte Institutionen: