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Erste-Hilfe-Trainings für Ersthelfende – damit Verletzten schnell und qualifiziert geholfen wird

Location
Kyiv und Lviv, Ukraine
Date
12/09/2024
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In der Ukraine fehlt es für die Akutversorgung von Verletzten oft an Ersthelfenden, die in Erster Hilfe ausgebildet und mit entsprechendem Material ausgestattet sind. Doch gerade bei schweren Traumata ist schnelles Handeln für das Überleben der Betroffenen elementar. Eine Klinikpartnerschaft will Abhilfe schaffen.

Olena ist Ingenieurin für Arbeitsschutz bei Kharkivvodokanal. Das städtische Unternehmen versorgt die Einwohner*innen von Charkiw und der Region mit Trinkwasser und einem zuverlässigen Abwassersystem. Olena lebt in einer Stadt, die fast täglich Raketenangriffen ausgesetzt ist. Gemeinsam mit etwa 6.000 weiteren Beschäftigten führt sie unter ständiger Bedrohung durch Beschuss extrem risikoreiche Arbeiten aus, die das (Über-)Leben in der Stadt sichern.

Aus diesem Grund entschied sich Olena, an einer Weiterbildung des Special Training Centre in Kiew teilzunehmen. Dieses sogenannte Multiplikator*innentraining ist das Herzstück einer deutsch-ukrainischen Klinikpartnerschaft zwischen der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth (AGNF) in Zusammenarbeit mit der Swiss Foundation for Innovation (SFI) in Albanien und der Lwiw Ecological Foundation (LEF) sowie dem Special Training Centre (STC) in der Ukraine.

Hilfe zur Selbsthilfe

Unter Koordination der AGNF werden im Rahmen dieser Trainings etwa 100 Multiplikator*innen – Polizist*innen, Feuerwehrleute, Minenräumer*innen und Vertreter*innen aus Kirchengemeinden und dem Zivilschutz – aus der gesamten Ukraine ausgebildet, um dann an in ihren Heimatorten wiederum weitere Personen, sogenannte Community First Responder, mit diesem Wissen zu versorgen. Im Anschluss an die Ausbildung erhalten die Teilnehmenden spezielle Trauma-First-Aid-Kits, mit denen sie in ihren Heimatstädten und Gemeinden qualifizierte Erste Hilfe leisten können.

„Das heißt, wo auch die Rettungswägen nur schwer hinkommen, sollen die Menschen natürlich trotzdem Hilfe bekommen, und das soll aus der Bevölkerung heraus passieren“, erklärt Tanja Nißlein, Projektkoordinatorin bei der AGNF, den Ansatz des Projekts. So soll die Zivilbevölkerung ermächtigt werden, in Notfällen selbst schnell und effizient die Erstversorgung von Betroffenen zu meistern. Zusätzlich soll die Schulung im Umgang mit seelischen Belastungen auch mentale Erste Hilfe gewährleisten.

Doch nicht allen kann mit Erster Hilfe geholfen werden. Einige sind so schwer verletzt, dass nicht einmal das regionale Krankenhaus die adäquate Versorgung leisten kann. Gerade Intensivpatient*innen „benötigen ja oft eine spezielle Behandlung, die eben im erstbesten Krankenhaus nicht geleistet werden kann. Und die müssen dann verlegt werden. Dafür haben wir zwei Intensiv-Rettungswägen angeschafft und können so die zivile Bevölkerung innerhalb der Ukraine verlegen“, sagt Tanja Nißlein.

Auf ukrainischer Seite ist man dafür extrem dankbar: „Man weiß, man ist nicht allein, man weiß, man hat Freunde in der Welt, die dich unterstützen“, sagt Roman Ruwinski, Vorsitzender der Lviv Ecological Foundation. „Ich kann auf diese Freundschaft und die Hilfsbereitschaft zurückgreifen, und das motiviert“, fügt er hinzu.

„Da sind einfach tolle Verbindungen entstanden mit unseren Partnern würde ich sagen, das sind Freundschaften geworden“, bestätigt auch Tanja Nißlein. Und ist besonders dankbar für die Unterstützung durch die Klinikpartnerschaften: „Sie sind für uns wirklich immer erreichbar, wenn irgendwas unklar ist, wenn wir eine Frage haben.“

Und was passiert nach Ende der jetzigen Projektphase? „Die GIZ hat schon angefragt, ob wir uns eine Fortsetzung vorstellen können. Das begrüßen wir sehr“, sagt Tanja Nißlein. Für die Zukunft wünschen sie und ihr Team sich, die Trainingsgruppen zu erweitern, zum Beispiel auf Lehrer*innen oder Kindergärtner*innen.

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